T O D S P A N N U N G

 Raum für phantastische und serielle Spannungsliteratur des 19. und 20. Jahrhunderts von Robert N. Bloch und Mirko Schädel

Hans Reinhard: »Der Schatz des Matjang tutul«, 1935

von Mirko Schädel



Hans Reinhard: Der Schatz des Matjang tutul, Bremen: Henry Burmester 1935, 254 Seiten


Hans Reinhard benutzte die Pseudonyme: Helmut Hardt, Hans Warren-Holm, Hans Georg, Hans Gordon. Er wurde 1894 in Berlin geboren, wo er am 1959 verstarb. Hans Reinhard war ein typischer Romanheftautor und Unterhaltungschriftsteller der 1930er Jahre.


Auch dieser Roman ist wieder ein hübsches Beispiel eines Abenteuerromans, der doch viel eher ein Kriminalroman ist – denn nur der exotische Rahmen der Geschichte reichte dem deutschen Verleger aus, um das Buch als Abenteuerroman zu klassifizieren. Tatsächlich ist das Buch aber viel mehr ein Musterbeispiel eines exotistischen Kriminalromans oder Thrillers, der zumindest streckenweise tief im Inneren Malaysias spielt. Dabei orientiert sich der Autor unter anderem an den Werken von Sax Rohmer.


Fred Shernoon ist vor mehr als 20 Jahren nach Malaysia ausgewandert und betreibt dort eine gewinnträchtige Plantage. Vor etwa 20 Jahren hat sich der junge Pflanzer in eine junge, hübsche Malayin verliebt und diese geheiratet. Eine Tochter namens Naja wurde dem Paar geboren, doch kurz darauf stirbt Shernoons Gattin unter merkwürdigen Umständen.


Man muß allerdings noch zwei Dinge wissen, um die zwar etwas banale, aber durchaus effektvolle Geschichte zu verstehen. Der nächste Plantagenbesitzer, also Shernoons Nachbar, hatte ebenfalls eine attraktive, heiratsfähige und äußerst vermögende Tochter, die sich um Fred Shernoon vor seiner Heirat mit der Malayin bemüht hatte, doch Shernoon war nicht an der Dame interessiert und gab dieser einen Korb. Seitdem wird er von deren Haß verfolgt, es gibt sogar das Gerücht, daß Shernoons malayische Gattin von der Konkurrentin aus dem Weg geräumt wurde – aus blankem Haß und Rachegelüsten.


Außerdem muß man wissen, daß Shernoons zu früh gestorbene Gattin die Häuptlingstochter eines aufrechten, stolzen Malayenstammes war, und daß dieser Titel eines Tages auf seine Tochter Naja übergehen könnte. Diese Führungsrolle ist jedoch auch mit dem Besitz eines legendären Gold- und Juwelenschatzes verbunden, den immer mal wieder Abenteurer und Kriminelle aus aller Herren Länder angelockt hatten. Doch nur die natürliche Erbfolge sichert den Besitz des Schatzes, der irgendwo im Urwald versteckt wurde. Sollte nun Shernoons Tochter die natürliche Erbfolge antreten, erhält sie von einem ranghohen Stammesmitglieds einen Lageplan, wo sie den Schatz des Matjang tutul heben kann. Doch vorerst befindet sich Shernoons Tochter Naja in London, wo sie den letzten Schliff ihrer Erziehung erhalten soll.


In Malaysia überschlagen sich die Ereignisse. Durch ein Unglück kommt der nächste Verwandte und das natürliche Oberhaupt des fraglichen Stammes zu Tode. Er wird Opfer eines Panthers, der diesen bei einem Angriff tödlich verletzt. Bereits im Sterben reicht der alte Malaye Shernoon jenen Lageplan des Schatzes nebst einem Schmuckstück, das Naja als natürliche Erbin der Häuptlingswürde legitimiert. Aber dieser Vorgang wird von zwei unterschiedlichen Parteien scharf beobachtet, einerseits ist da ein Mitglied eines chinesischen Tongs, einer mafiösen Verbrecherorganisation – und dann ist da noch der Sohn von Shernoons verschmähter Nachbarin, der einen malayischen Diener beschäftigt, dessen Hauptbeschäftigung wohl in der Ausübung des malayischen Todesgriffs besteht.


Es gelingt Shernoon noch seinem besten Freund, einen Niederländer, diese Insignien auszuhändigen, die letzterer per Post zu Naja nach London senden soll. Denn Shernoon ahnt bereits die Gefahr in der er durch die Habhaftwerdung des Plans geraten ist. Tatsächlich wird Shernoon noch am gleichen Tag mittels eines Giftpfeiles ermordet.


Nun finden eine ganze Reihe von obskuren Morden auf einem Schiff und später in London statt, die Scotland Yard Rätsel aufgeben. Die beiden konkurrierenden Parteien versuchen alles um sich in den Besitz des Lageplans zu setzen. Am Ende wird den Bösewichtern ihr gerechtes Schicksal zuteil – und  Naja und ihr neuer Beschützer heben den Schatz von Matjang tutul – anschließend wird sich verlobt.
Die Idee des Romans ist zwar schlicht und einfach, dennoch aber effektiv und plausibel, was man bei vielen dieser Romane nicht behaupten kann. Die Schwächen des Buchs sind aber vor allem die papiernen Charaktere und die sprachlichen Mittel, derer sich Reinhard bedient. So naiv die Geschichte auch ist, hätte man diese mit etwas mehr Sorgfalt beträchtlich aufwerten können.