T O D S P A N N U N G

 Raum für phantastische und serielle Spannungsliteratur des 19. und 20. Jahrhunderts von Robert N. Bloch und Mirko Schädel

Rudolf Eger: »Junge Dame reist allein«, 1943
von Mirko Schädel


Rudolf Eger: Junge Dame reist allein, Olten: Otto Walter 1943, Kriminalserie Band 1 [später: Gelbe A-K-Romane], 168 Seiten


Dr. phil. Rudolf Georg Christian Eger, 1885–1965, war ein deutscher Schriftsteller, Regisseur und Übersetzer, der 1933 in die Schweiz emigrierte. Er nutzte auch die Pseudonyme Rudolf Hochglend, Georg Rudolph, Georg Rudolf. Als Rudolf Hochglend veröffentlichte er 1941 den Kriminalroman Postfach 84, der im Zürcher Albert Müller Verlag in der Reihe A.M.-Auswahl als 19. Band erschienen war.

Junge Dame reist allein ist ein ebenso spannender, wie konventioneller Kriminal- und Spionageroman. Eine Studentin wird in ihrer Wohnung in Zürich tot aufgefunden. Anfangs vermutet die Polizei, daß es sich um einen Selbstmord handeln muß, doch dem Kriminalkommissär Dr. Wyss, ein ebenso ruhiger wie erfahrener Kriminalist, fallen allerlei Merkwürdigkeiten auf und er beginnt mit den Ermittlungen.

Auch ein junger, enthusiastischer Journalist namens Hans Jenny greift in die Ermittlungen ein, der nämlich von einer tieferen Zusammenarbeit zwischen Journalisten und Kriminalbeamten träumt. Jenny gelingen auch einige Ermittlungsansätze, und zeitweise geraten Jenny und Dr. Wyss in eine Art freundschaftliches Teamwork. Doch Dr. Wyss ist seinem jungen Konkurrenten immer um ein paar Schritte voraus.

Nach etlichen falschen Fährten und einem unschuldigen Hauptverdächtigen, der als ehemaliger Geliebter der Ermordeten galt, bemüht sich Dr. Wyss auf zähe Weise um die Rekonstruktion der letzten Tage des Opfers. Die Spur führt in eine abgelegene Gegend an der französischen Grenze, wo das Opfer kurz vor ihrem Tod noch einige Tage verbracht haben mußte. Während Hans Jenny auf einen ungewöhnlichen Lippenstift stößt, den er in der Hinterlassenschaft des Opfers findet. Durch einen Zufall entdeckt Jenny im Beisein von Dr. Wyss ein Versteck in der Kapsel des Lippenstifts, wo die Ermordete einige winzige Filmschnipsel aufbewahrt hatte.

Dr. Wyss und Hans Jenny lassen sich das Filmmaterial im Polizeipräsidium vorführen. Dabei handelt es sich um bemerkenswert unauffällige Landschaftsaufnahmen, die auf den ersten Blick vollkommen belanglos zu sein scheinen. Dr. Wyss und Hans Jenny reisen unabhängig voneinander in diese abgeschiedene Gegend um sich eine Jagdhütte anzusehen, in der das Mordopfer kurz vor ihrem Tode einige Tage zubrachte. Während Hans Jenny ungestüm einen Einbruch in die Hütte unternimmt, wird er von Dr. Wyss dort überrascht. Jenny hatte eine eher oberflächliche Untersuchung der Hütte vorgenommen, doch Dr. Wyss sucht systematisch nach einem Versteck, denn er ist sich sicher, daß der Mieter oder Besitzer der Jagdhütte über ein gewisses Fotoequipment verfügen muß.

Tatsächlich gelingt es Dr. Wyss dieses Versteck ausfindig zu machen. Danach begibt sich der Kommissär zum Rathaus der Gemeinde um die Besitzverhältnisse der Jagdhütte zu klären. Und kurz darauf wird der vermeintliche Selbstmord endgültig zu einem kaltblütigen Mord erklärt, der nun der Ausklärung harrt. Der Täter wird anhand einiger Beweise überführt. Dr. Wyss erweist sich als ein Epigone von Maigret oder des Wachtmeisters Studer, eine Gattung von Kriminalisten, die gut in die etwas behäbige Schweiz zu passen scheinen.