T O D S P A N N U N G

 Raum für phantastische und serielle Spannungsliteratur des 19. und 20. Jahrhunderts von Robert N. Bloch und Mirko Schädel

D. M. Ames, das ist Delano Ames: »Sein Paß ist in bester Ordnung«, 1935
von Mirko Schädel



D. M. Ames, das ist Delano Ames: Sein Paß ist in bester Ordnung, Berlin: Auffenberg 1935, AV-Kriminalromane, 246 Seiten


Delano L. Ames, 1906–1987, hier unter dem Namen D. M. Ames war ein amerikanischer Autor, der später in London lebte und in Madrid starb. Sein Erstling The Journey by Night, 1932, ist bereits 1935 in deutscher Übersetzung unter dem Titel Sein Paß ist in bester Ordnung bei Auffenberg in Berlin veröffentlicht worden. Ames schrieb rund zwei Dutzend Kriminalromane, einige von ihnen handeln von einem Ehepaar, das sich als Detektive betätigen. Ames Romane spielen vorwiegend in europäischen Ländern, einer in New Mexico und der hier kurz vorgestellte in Tanger.

Sein Paß ist in bester Ordnung, 1935, steht in der Tradition exotistischer Detektivromane, deren rassistische Tendenzen nicht zu leugnen sind. Der Ton dieses Romans orientiert sich an den geistreichen Gesellschaftsromanen der frühen 1930er Jahre. John Sixsmith ist bereits vor einem Jahr über den Atlantik geschippert um einer jungen Dame einen Heiratsantrag zu machen. Doch Madeleine Van Winkle ist eine kratzbürstige, geistreiche und schlagfertige junge Dame, deren Emanzipation bereits derart fortgeschritten ist, daß selbst ihr Vater, ein steinreicher Millionär, Angst vor seiner Tochter entwickelt hat. Dieser Frauentyp ist in den 1930er Jahren überaus weit verbreitet und beliebt, obwohl es aus heutiger Sicht nicht weit her war mit der weiblichen Emanzipation.

Die Van Winkles und John Sixsmith befinden sich in Tanger, doch ein Freund Johns soll vor kurzem dort einem rätselhaften Verbrechen zum Opfer gefallen sein. Schon bald wird klar, daß weiteren Engländern in Tanger das Lebenslicht ausgeblasen wurde – nämlich Männern, die einer Verbrecherbande auf der Spur waren, und die offenbar von den Kriminellen ausgeschaltet wurden.

Sixsmith beginnt nun seine Ermittlungen, nicht zuletzt um den Tod seines alten Freundes zu rächen. Er stellt Beobachtungen an, die im Kursaal von Tanger ihren Anfang nehmen. Recht bald bemerkt er einige zwielichtige Subjekte, die eine seltsam codierte Kommunikationsform pflegen. Sixsmith gerät in den Focus der Verbrecher, doch als er und ein Freund in die Zentrale der Bande eindringen, werden die beiden überwältigt. Der rätselhafte und maskierte Kopf der Bande droht die beiden Freizeitdetektive zu töten. Doch im letzten Augenblick gelingt es Sixsmith und seinem Freund zu fliehen. 

Immer noch ist die Identität des grausamen Kopfs der Bande unbekannt. Lediglich ein Geschäftszweig der Bande ist Sixsmith bekannt. Die Kriminellen entführen junge Mädchen und verschachern sie an Schwarzafrikaner, die wiederum die Ware mit Rohdiamanten bezahlen. Welchen Zweck diese Geschäfte haben bleibt unklar. Ob die Mädchen als Sklavinnen gehalten werden oder in schmierigen Bordellen ihr Dasein fristen müssen, wird von Ames nicht weiter erklärt.

Mit allerlei Tricks und stoischer Ausdauer gelingt es Sixsmith und seinem Freund die Machenschaften der Bande zu untergraben. Am Ende tötet Sixsmith seinen Widersacher mit bloßen Händen und ohne innere Notwendigkeit. Dabei wird klar, wieviele falsche Fährten bezüglich der Identität des Bandenchefs der Autor legte. Am Ende wird die unscheinbarste Figur aus Ames Roman zum ruchlosen Erzbösewicht erkoren. Eine Figur, die als britische Nervensäge überzeugend dargestellt wird, und doch eher dem komädiantischen Personal zuzurechnen ist.

Während die Dialoge eher geistreich, schlagfertig und witzig sind, erweist sich dieser thriller bei näherer Betrachtung als Blender, denn die Fabel des Buchs ist zu hölzern und konstruiert. Dabei werden Schwarzafrikaner in einer Art und Weise stereotyp dargestellt, daß das Buch aus heutiger Sicht kaum zu ertragen ist. Dennoch ist der Roman spannend und unterhaltend, nur das Menschenbild des Autors läßt zu wünschen übrig.