T O D S P A N N U N G

 Raum für phantastische und serielle Spannungsliteratur des 19. und 20. Jahrhunderts von Robert N. Bloch und Mirko Schädel

M. R. Möbius: »Verwünschtes Gold«, 1927

von Mirko Schädel


M. R. Möbius: Verwünschtes Gold, Berlin: Verlag Die Schmiede 1927, Die Romane des XX. Jahrhunderts, 273 Seiten, Schutzumschlag von Georg Salter


Martin Richard Möbius, 1892–um 1952, war ein Journalist und Schriftsteller, der in der Nähe von Berlin lebte.

Verwünschtes Gold, 1927, ist ein spannender Abenteuer- und Kriminalroman, der elegant und intelligent eine im Grunde banale Geschichte erzählt. Den Autor gelingt es jedoch diese überschaubare Scharade sprachlich so aufzuwerten, daß man gern dieses Buch liest.

Peter Knapp, ein Kriegsberichterstatter eines großen Berliner Verlagshauses, gerät im Kaukasus auf sowjetisches Kriegsgebiet. Das deutsche Militär muß sich überraschend zurückziehen. Kurz vor Peter Knapps Aufbruch läßt sich noch ein großer sowjetischer Bomber am Himmel blicken, der ziellos mehrere Bomben in der steppenartigen Landschaft abwirft. Während das deutsche Militär eifrig zusammenpackt, will Peter noch einen Blick auf die frischen Bombentrichter werfen.

Am Fuße eines Bombentrichters entdeckt Peter einen Sarkophag eines skythischen Fürsten. Er reißt den Deckel vom Sarkophag und entdeckt Unmengen Gold, die als Plättchen Bestandteil der skythischen Rüstung dienten. Peter versteckt das Gold im Sarkophag und bedeckt letzteren mit Geröll und Staub. Anschließend kehrt er zum

Stützpunkt zurück. Sein Gehirn arbeitet unter Hochdruck, er sieht sich bereits als zigarrerrauchenden Kapitalisten.

Peter kehrt mit den Militärs nach Konstantinopel zurück. Dort vertraut er sich einem sympathischen Soldaten an. Die beiden beschließen umgehend zurück zum Stützpunkt zu fliegen und das Gold zu bergen, das anschließend geteilt werden soll. Der Flug quert das Schwarze Meer und die Reise geht ohne Probleme vonstatten. Am Stützpunkt findet Peter umgehend den fraglichen Krater. Die beiden Schicksalsgenossen graben den Sarkophag aus und bergen das Gold – etwa 75 kg reines Gold, die in drei Ledersäckchen geborgen werden.

Der Rückflug gestaltet sich unruhig angesichts schwerer Unwetter über dem Schwarzen Meer, kurz vor dem Erreichen des Festlandes geht ein Teil des Propellers verloren. Das Fluggerät stürzt ab, es landet in dem Garten einer prächtigen Villa im Süden Rumäniens. Der Pilot ist tot, Peter kommt mit ein paar Schrammen und seinem Leben davon. Bevor die Bewohner der Villa sich nähern, weiß Peter, daß sein Kumpan ums Leben gekommen ist. Rasch versteckt er die Säcke mit dem Gold am Ufer eines Gewässers.

Kurz darauf wird er von Dienstboten der Villa versorgt und lernt die Herrin des Hauses kennen, die reizvolle, charmante und überaus schöne Bella Okka.

Nun beginnt die Scharade, denn der Rest des Romans besteht darin, daß sich die undurchsichtige Bella und Peter Knapp unablässig gegenseitig das Gold abjagen. Dabei bedient sich der Autor einer glaubwürdigen, realistischen Darstellung, die zu überzeugen weiß.

Am Ende ist unser Held mental angeschlagen. Er jagt seinem Widersacher, einem von Bella beauftragten Handlanger, ein letztes Mal das Gold ab. Dabei hebt Peter während der Fahrt in einem Zug den Koffer mit dem Gold mühselig an ein geöffnetes Fenster, von dessen Rand er den Koffer dann aus dem Zug fallen läßt. Doch als Peter dem fallenden Behältnis nachschaut, sieht er, daß sein Koffer an einem Brückenpfeiler zerschellt und der Inhalt in einen reißenden Fluß fällt.

Das Gold ist verloren. Zurück in Bukarest folgt Peter der Einladung Bellas zu einem Abendessen, doch da entdeckt er, daß seine geschätzte Widersacherin bereits mit jenem Handlanger leiert ist, den Peter bereits kennenlernen durfte. Seine erotischen Wünsche verpuffen ebenso wie seine Träume vom Reichtum. Er kehrt zurück nach Berlin und in seinen Beruf als Journalist – und er ist nicht enttäuscht über sein Versagen.

Möbius kann schreiben, sein Buch entwickelt einen Sog und eine Spannung, die angesichts der dürftigen Handlung bewunderungswürdig ist. Seine Beschreibung von Bukarest und der rumänischen Provinz ist gekonnt in Szene gesetzt. Der Roman gewinnt nicht zuletzt durch die eigenwillige und eindringliche Atmosphäre, die der Autor geschaffen hat.